Darum ist die Grundwasserabsenkung einer Baugrube so wichtig

Darum ist die Grundwasserabsenkung einer Baugrube so wichtig

Man fragt sich manchmal, wo das Wasser, das wir alle trinken herkommt. Häufigste Annahme ist, dass die Klärwerke es herstellen. Doch das ist nicht so ganz richtig. Sie säubern zwar das Wasser, aber häufig führen sie es dann nur der Umwelt zu. Das heißt, man leitet es in Flüsse oder Seen. In Wirklichkeit wird das

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Man fragt sich manchmal, wo das Wasser, das wir alle trinken herkommt. Häufigste Annahme ist, dass die Klärwerke es herstellen. Doch das ist nicht so ganz richtig. Sie säubern zwar das Wasser, aber häufig führen sie es dann nur der Umwelt zu. Das heißt, man leitet es in Flüsse oder Seen. In Wirklichkeit wird das meiste Trinkwasser aus dem Grundwasser entnommen. Denn in den Boden sickert es irgendwann immer ab, wenn Mutter Natur es in Form von Regen und anderen Arten von Zulauf dorthin zurückgeleitet hat. Grundwasser ist damit ein wichtigster Baustein für ein gut funktionierendes Leben aller. Die Wasserhaltung in Deutschland wird von den Behörden entsprechend mit Argusaugen überwacht. Doch was tun, wenn der Grundwasserspiegel so hoch ist, dass es ein Bauvorhaben stört? Wenn es ein Grundstück in optimaler Lage gibt, aber das Wasser in der Baugrube steht?

Für diese Problematik hat die Bauwirtschaft passende Lösungen gefunden. Würde man sich jedes Mal vom Grundwasser davon abhalten lassen irgendwo ein Gebäude zu errichten, dann stünden viele gute Grundstücke wohl leer. Aus diesem Grund erfolgt häufig eine gezielte Absenkung des Grundwasserspiegels. Wir zeigen, wie das funktioniert und wie man dafür sorgt, dass das Erdreich stabil genug ist, um das Bauvorhaben später dauerhaft zu tragen. Zudem erklären wir, wie die Baugrube mit einer anderen Methode in dieser Zeit ebenfalls gesichert werden könnte.

Grundwasserabsenkung – warum braucht man sie am Bau?

Wenn ein neues Gebäude errichtet werden soll, dann benötigt es dafür eine Baugrube. Je höher das Bauwerk sein wird, umso tiefer muss man sie nach unten anlegen. Bei einem so großen Gewicht, welches von oben her drückt, ist ein umso größeres Fundament in die Tiefe wichtig. Doch hier beginnt das Problem. Wenn im Erdreich der Grundwasserspiegel höher liegt als die geplante Tiefe des Fundaments. In dem Fall könnte man das Bauvorhaben nicht realisieren. Der Aushub würde keine schöne Baugrube sein, sondern eher ein Baggersee.

Hier hilft nur eines: Das Wasser muss dort weg. Im Baugewerbe sagt man dazu Wasserhaltung. Wasserhaltung umschreibt alle Maßnahmen und Gerätschaften, mit denen die Grube von Wasser freigehalten wird. Eine Grundwasserabsenkung erfolgt im Baugewerbe auf zwei verschiedene Arten.

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Wasserhaltung in der Baugrube mit dem Pumpensumpf

Wenn es sich um eine nicht erhebliche Menge an Grundwasser handelt, die keinen nennenswerten Zulauf von weiterem Wasser erhält, dann errichtet man einen Pumpensumpf. Es handelt sich dabei um einen Schacht, meist aus Beton, mit dem man das Wasser umschließt. Kleinere Zuflüsse werden dorthin geleitet. Anschließend erfolgt die Entfernung mit Hilfe einer Pumpe. In diesem Fall spricht man von einer offenen Wasserhaltung. Offene Wasserhaltung deshalb, weil man das Wasser wie in einer Art offenem Becken, gut sichtbar sammelt.

Wasserhaltung in der Baugrube mit Hilfe von Brunnen

Bei größeren Baugruben, bei denen der Boden einen regen Zulauf von Grundwasser erhält, ist eine Grundwasserabsenkung mit Hilfe von Brunnen erforderlich. Die Brunnen werden rund um die Außenseite der Baustelle verteilt. Mit Hilfe von Rohrleitungen wird der Inhalt nach außen geleitet. Als Abflussmöglichkeit kann das Abwassersystem der Region dienen oder eine Umleitung in naheliegende Gewässer.

Die Grundwasserabsenkung wird so lange aufrechterhalten, bis die Abdichtungen von unten für das Bauwerk fertig sind. Zudem müssen die Baumaßnahmen so weit fortgeschritten sein, dass durch den Auftrieb des nachfließenden Grundwasserstands keine Bewegung oder Verformung am Gebäude erfolgt. Sobald dies erfolgt ist, können die Brunnen wieder abgebaut werden.

Nachdem es sich hier nicht um eine Art Sammelbecken handelt, spricht man nicht mehr von der offenen Wasserhaltung, sondern der geschlossenen.

Alternative zur Grundwassersenkung – Schlitzwände

Grundwasserbewegungen sind immer so eine Sache. Sie erfordern eine regelmäßige Überwachung der Zuflüsse und der Pumpen bzw. Brunnen, damit der Wasserspiegel nicht den Graben überflutet. Doch es gibt noch eine andere Option, die ohne eine solche Grundwasserabsenkung das Ziel ebenfalls erreicht.

Möglich wird das durch Schlitzwände an den Seiten der Baugrube. Bei solchen Schlitzwänden handelt es sich um Konstruktionen, die aus Ortbeton und einem speziellen Dichtungsmaterial hergestellt werden. Sie lassen keine Feuchtigkeit durch, sind nur gering verformbar und halten großen vertikalen Druckeinwirkungen stand. Man errichtet sie an den seitlichen Rändern der Baugrube. Vor allem dort, wo auf den Nachbargrundstücken schon ebenfalls alles dicht bebaut wurde, so dass der Druck auf die Seiten enorm groß ist. Auf diesem Wege hält man jeglichen Wasserzufluss bzw. Rückfluss aus der Grube heraus. Bei besonders starker Druckbelastung können sie durch zusätzliche Verankerungen im Boden verstärkt werden.

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Grundwasserabsenkung – worauf achten?

Eine Umleitung oder Entfernung von Grundwasserbeständen ist immer ein deutlicher Eingriff in die Umwelt. Behörden sehen bei solchen Eingriffen besonders genau hin. Vor allem deshalb, weil Grundwasser elementar ist, um die Bevölkerung mit Trinkwasser zu versorgen. Es sind die vielen Bakterien und Mikroben im Boden, die dessen Reinheit erzeugen. Zudem wird es auf diesem Wege mit verschiedenen Mineralien angereichert. Klare Sache, dass jeglicher Veränderungen oder Verschiebungen der Wassermenge an einer Stelle eine Erlaubnis erfordern, bevor sie abgepumpt oder abgesenkt werden dürfen.

In der Regel ist die sogenannte untere Wasserbehörde (UWB) dafür zu informieren. Wenn es eine solche nicht gibt, dann sind sie in den Aufgabenbereich des Umweltamts integriert. Dort werden entsprechende Anträge eingereicht. Bevor es losgeht, muss dieser Antrag bewilligt werden. Hierfür sollten Baufirmen eine Frist von mindestens 14 Tagen einhalten.

Zu den Pflichten des Antragsstellers gehört es einen Plan darüber aufzustellen, welche der oben genannten Verfahren angewendet werden soll. Das heißt: offene Wasserhaltung oder geschlossene, oder eben mit Schlitzwänden. Es ist darzulegen, warum an genau dieser Stelle das eine oder das andere am besten dafür geeignet ist. Zudem muss gezeigt werden, wohin die Wassermenge abgeleitet wird. Manchmal kann man Glück haben und es kann eine einfache Versickerung außerhalb des Baufeldes stattfinden.

Grundwasserabsenkung – gibt es auch Nachteile?

Für die Baubranche ist es ein riesiger Vorteil auf ein solches Verfahren zurückgreifen zu können. Es macht die Bebauung von Land möglich, welches vielleicht durch seine Lage besonders vorteilhaft ist. Doch natürlich bleibt es nicht ohne Folgen, wenn der Mensch in dieser Form ins Geschehen der Natur eingreift. Die vorhandene Vegetation an und um die Baustelle herum wird sich verändern. Gerade deshalb, weil sich die dortige Flora an diese Feuchtigkeit im Boden gewöhnt hat. Die Wurzeln der Bäume und Pflanzen sind genau so ausgelegt, dass sie überleben können in den Umfeld. Mit einer dauerhaften Herabsenkung des Wasserpegels im Boden verändert sich das komplette Klima vor Ort. Ein umfangreiches Artensterben könnte an den vorhanden Stellen die Folge sein. Wird lediglich eine vorübergehende Absenkung vorgenommen, dann kommt es zu einer Sukzession. Das heißt, die Natur erholt sich an dieser Stelle wieder und der ursprüngliche Zustand wird in sehr ähnlicher Form wieder hergestellt.

Ebenso hat der Wasserspiegel in der Erde eine Auswirkung auf die Temperaturlage der Region. Feuchter Boden kann die Wärme länger speichern. Mit einem trockeneren Boden verändert sich das Klima. Es verhält sich dann wie beim Übergang von Seeklima zu Kontinentalklima. Wo Erde trocken ist, da sind die Sommer heißer und die Winter dafür kälter. Das heißt, die Extreme würden sich zuspitzen. Auch das würde das Wachstum der umliegenden Pflanzenwelt verändern, die wiederum für die Tiere das Leben durcheinanderwirbelt.

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