Wissenswertes über die Geschichte der Organtransplantation

Wissenswertes über die Geschichte der Organtransplantation

Die Möglichkeit, Organtransplantationen durchzuführen, gehört zu den größten Errungenschaften der Medizin und rettet jedes Jahr weltweit unzählige Leben. Organtransplantationen können als wirksame Therapie bei der Mehrheit von Organversagensformen zum Einsatz kommen. Dabei wird an Universitätskliniken überall auf der Welt stetig an neuen Methoden geforscht. Gleichzeitig reicht die Faszination der Organtransplantation bis in die Frühzeit zurück.

Anzeige

Die Möglichkeit, Organtransplantationen durchzuführen, gehört zu den größten Errungenschaften der Medizin und rettet jedes Jahr weltweit unzählige Leben. Organtransplantationen können als wirksame Therapie bei der Mehrheit von Organversagensformen zum Einsatz kommen. Dabei wird an Universitätskliniken überall auf der Welt stetig an neuen Methoden geforscht. Gleichzeitig reicht die Faszination der Organtransplantation bis in die Frühzeit zurück.

Organtransplantation in der Historie

Die Organtransplantation wird bereits in Mythen und Legenden thematisiert. So sollen die frühchristlichen Zwillingsbrüder Sankt Kosmas und Sankt Damian der Legende nach einen Mann gerettet haben, indem sie auf wundersame Weise sein krankes Bein durch das Bein eines verstorbenen Afrikaners ersetzten. Als „Wunder des schwarzen Beins“ ging die Erzählung in die mittelalterlichen Heiligenlegenden ein.

Aus der Zeit der italienischen Renaissance sind Transplantationsmedizin-Berichte überliefert. Diese waren noch auf bestimmte Körperteile wie Knochen und die Haut beschränkt. So gelang dem Bologneser Mediziner Gaspare Tagliacozzi die Entwicklung einer Nasenrekonstruktion, wobei er körpereigenes Gewebe der Patienten verwendete. Bereits im 16. Jahrhundert war ihm somit bereits ein zentrales Problem bekannt, das die Transplantationsmedizin bis heute vor Herausforderungen stellt: die Tatsache, dass transplantierte Organe vom Körper abgestoßen werden, wenn man keine Gegenmaßnahmen ergreift.

Im 17. Jahrhundert wurde bereits mit der Transplantation von Knochen experimentiert, wobei auf Tierknochen zurückgegriffen wurde. Einem Bericht des Holländers Job van Meekeren zufolge gelang es Ärzten, eine Schädelverletzung eines Mitglieds des Adels durch die Transplantation eines Teils eines Hundeschädels zu heilen.

Besondere Fortschritte wurden schließlich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts erzielt. Diese betrafen sowohl Knochentransplantationen als auch Transplantationen der Haut und Augenhornhaut. Dabei machten sich einige Mediziner wie Theodor Kocher in der Transplantationsmedizin international einen Namen. Der Schweizer Chirurg hatte 1883 Erfolg, als er bei einer der ersten modernen Transplantationen einem Patienten durch die Transplantation von Schilddrüsengewebe helfen konnte. 1909 wurde er mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet und seine Forschungen gelten als bahnbrechend für die Etablierung der Transplantationsmedizin.

Frühe Entwicklungen in der Transplantationsmedizin

Anfang des 20. Jahrhunderts konnte durch Erfolge in der Gefäßchirurgie und in Operationstechniken die Grundlage für moderne Transplantationen gelegt werden. So fand 1954 die erste Nierentransplantation in den USA statt. Neun Jahre später gelangen die erste erfolgreiche Leber- und die erste Lungentransplantation. 1965 folgte die erste Bauchspeicheldrüsentransplantation. Revolutionär für die Geschichte der Organtransplantation war zudem die erste Transplantation eines Herzens, die Christiaan Barnard 1967 in Südafrika durchführte. Der Patient überlebte nach der Operation 18 Tage. 1989 konnte schließlich die erste Multiorgantransplantation erfolgreich abgeschlossen werden.

Von größter Bedeutung in der Geschichte der Organtransplantation war auch die Entwicklung von Immunsuppressiva, um Abstoßungsreaktionen des Körpers zu verhindern. Ende der 1970er Jahre wurde Ciclosporin eingeführt, das die Überlebenschancen von Patienten, die eine Organtransplantation benötigten, bereits signifikant erhöhte. Einen besonderen Meilenstein stellte in der Medizingeschichte die Entdeckung des Arzneimittels Tacrolismus dar, das 1994 die Zulassung für den klinischen Einsatz beim Menschen erhielt. Das Mittel findet bis heute Verwendung.

Einführung des Transplantationsgesetzes

In Deutschland wurden Organtransplantationen 1997 gesetzlich geregelt, als das Transplantationsgesetz in Kraft trat. Dieses formuliert einerseits die Bedingungen, wann Organe von Verstorbenen gespendet werden können. Andererseits regelt es, in welchem Fall eine Lebendorganspende möglich ist. So können Menschen in Deutschland eine Niere, ein Leberstück sowie Teile von anderen Organen, die sich regenerieren können, spenden, wenn sie mit dem Empfänger der Spender verwandt sind oder mit diesem in einer engen persönlichen Verbindung stehen.

Um als Lebendspender in Frage zu kommen, muss jemand mit dem Patienten im ersten oder zweiten Grad verwandt, verheiratet oder verlobt sein. Ist dies nicht der Fall, kann man nur Spender sein, wenn man eine besondere Beziehung mit dem jeweiligen Patienten hat, zum Beispiel mit ihm eng befreundet sind. Zudem müssen Spender älter als 18 Jahre sein und in die Organspende offiziell einwilligen. All dies ist festgelegt, um zu gewährleisten, dass die Lebendorganspende freiwillig geschieht. Um das Risiko auszuschließen, dass es sich um Organhandel oder anderweitigen Missbrauch handeln könnte, wird laut Transplantationsgesetz zudem eine Gutachterkommission bestellt, die jede Spende und die Motivation des Spenders zunächst im Detail überprüfen muss. Lebende Spender können ein Organ auch nur dann spenden, wenn zu dem Zeitpunkt keine Alternative in der Form einer Spende von einem hirntoten Spender verfügbar ist.

Seit 1997 kam es zu verschiedenen Reformen des Transplantationsgesetzes. So schreibt dieses seit 2012 vor, dass alle über 16 Jahren in Deutschland alle zwei Jahre von ihren Krankenversicherungen informiert werden und sie sich entscheiden können, ob eine Organspende nach ihrem Tod vorgenommen werden soll.

Vorteile des Transplantationsregisters

2016 trat das Gesetz zur Errichtung eines Transplantationsregisters in Kraft. Dieses enthält bundesweit alle medizinisch relevanten Daten von Patienten, die Organe gespendet oder empfangen haben, und trägt so zur Verbesserung der medizinischen Versorgung bei. Das Transplantationsregister soll die transplantationsmedizinische Versorgung weiterentwickeln. Medizinisch relevante Daten von spendenden und empfangenden Personen werden zentral zusammengefasst und miteinander verknüpft.

Wird ein geeignetes Organ gefunden, muss der Transport unverzüglich, schnell und sicher erfolgen. Dabei wird für den Transport eines Organs nicht etwa ein Taxi für Krankenfahrten benutzt, wie das häufig geschieht, wenn Patienten einen Arzttermin wahrnehmen müssen, sondern es werden spezielle Organtransporte organisiert.

Diese Organe werden häufig transplantiert

Bei den meisten Organtransplantationen, die vorgenommen werden, handelt es sich um Nierentransplantationen. Zudem können vom menschlichen Körper Leberstücke oder das gesamte Organ, Herz, Lunge und Bauchspeicheldrüse transplantiert werden. Möglich ist mittlerweile auch eine Dünndarmtransplantation. Auch Multiorgantransplantationen werden seit längerem durchgeführt, bei denen mehrere Organe während einer Operation transplantiert werden. Diese kann zum Beispiel eine Transplantation von Herz und Lunge umfassen.

Darüber hinaus werden auch zahlreiche Gewebe transplantiert. Dazu zählen insbesondere Haut, Knochen, Knorpel, Sehnen, Blutgefäße und die Hornhaut der Augen. Knochenmarktransplantationen stellen die häufigsten Zelltransplantationen dar. Letztere können aber auch in Form von Knorpelzellentransplantationen erfolgen, wenn der Patient an Gelenkschäden leidet. Möglich sind auch Transplantationen von Bauchspeicheldrüsenzellen, die Insulin produzieren, um Diabetes zu therapieren. Mittlerweile können sogar Gliedmaßen wie etwa ein Arm transplantiert werden.

Leber

Lebertransplantationen werden nach Fällen von Leberzirrhose, Stoffwechselerkrankungen wie zum Beispiel Hämochromatose und Morbus Wilson oder bei akutem Leberversagen etwa nach einer Vergiftung mit Pilzen vorgenommen. Dabei wird das geschädigte Organ entfernt und durch ein gesundes Exemplar oder nur einen Leberteil eines Spenders ersetzt. Nur ein Stück wird transplantiert, wenn es sich um eine Lebendorganspende handelt. Nach der Transplantation wächst das Organ im Körper des Spenders wieder nach. Die Menge des zu entfernenden Lebergewebes wird bei einer Lebendorganspende sehr genau bestimmt. Diese muss es ermöglichen, dass der Patient nach der Operation ein voll funktionstüchtiges Organ zur Verfügung hat und der Spender nach dem Eingriff keinen bleibenden Schaden erleidet.

Nach einer Lebertransplantation überleben 90 Prozent der Patienten das nächste Jahr und über 70 Prozent die nächsten zehn Jahre. Dabei bestimmt der generelle Gesundheitszustand des Transplantationspatienten dessen Lebenserwartung.

Niere

Nierentransplantationen stellen einen Sonderfall dar, da sie im Unterschied zu Herz- und Lebertransplantationen nicht immer notwendig sind, um zu überleben. Durch die Dialyse kann ein nierenkranker Patient am Leben gehalten werden. Dabei kommt diese sogenannte Blutwäsche auch oft zum Einsatz, um den Zeitraum bis zu einer Transplantation zu überbrücken. Allerdings kann es in Fällen möglich sein, dass die Dialyse bei einem Patienten nicht mehr wirkt und eine Transplantation lebensnotwendig wird. Zudem sind Nierenkranke durch die Dialyse in ihrem Leben stark eingeschränkt und eine Organtransplantation gibt ihnen die Möglichkeit, wieder mehr am normalen Leben teilzunehmen.

Der erste Patient, der eine Nierentransplantation am 23.12.1954 überlebte, die in Boston von Joseph Murray durchgeführt wurde, heiratete wenig später. Er wurde Vater und lebte mit seiner Familie noch über zwanzig Jahre bei bester Gesundheit. Der Eingriff war allerdings einfacher, da es sich um die Niere seines eineiigen Zwillingsbruders handelte. Erst durch die Entwicklung von Immunsuppressiva wurden Nierentransplantationen in der Folge leichter möglich.

Allerdings liegt die durchschnittliche Lebenserwartung von Spendernieren nur bei 15 Jahren. In vielen Fällen kann es bereits einige Jahre nach der Transplantation dazu kommen, dass das Transplantat abgestoßen wird. Dies geschieht, wenn das körpereigene Immunsystem das fremde Gewebe attackiert. Wenn diese Abstoßungsreaktionen nicht frühzeitig erkannt werden, kann die Funktionstüchtigkeit des Transplantats abnehmen und die Spenderniere schließlich versagen. In diesem Fall muss der Patient wieder an die Dialyse und wird erneut auf die Warteliste für ein Spenderorgan gesetzt. Deshalb ist es wichtig, Patienten nach der Transplantation engmaschig zu überwachen, damit im Fall eines Schadens an dem Transplantat schnell eingegriffen werden kann.

Fazit

Heute stellen Organtransplantationen in vielen Fällen medizinische Routine-Eingriffe dar. Jedes Jahr kommt es zu mehr als 100.000 Organtransplantationen weltweit. Doch die Forschung geht weiter, wobei nicht zuletzt intensiv nach Lösungen gesucht wird, Alternativen zu menschlichen Spenderorganen zu finden.

Posts Carousel